Volle Fahrt – Sanitano in Frankfurt
Mit einer bombastischen Show trat die Band Santiano in der Frankfurter Festhalle am 20.September auf.
„Wenn die Kälte kommt“ heißt das neue Album, das Santiano während der Corona-Zeit und damit einer Flaute von 2,5 Jahren, aufgenommen hatte.
„ Raus aus Den Kojen“, mit diesem Aufruf begrüßte Santiano das von Beginn an tosende Publikum. „Wie lange haben wir aufeinander gewartet?“ Gleichzeitig lobte Björn alle, die den Laden haben weiter laufen lassen.
Mit „Wenn die Kälte kommt“ stieg Santiano rockig ein. Die technischen Möglichkeiten der Festhalle wurden bei der Show perfekt genutzt, um den Auftritt der Band zu untermalen: Eine große Leinwand zeigte bei jedem Lied ein stimmungsvolles Bild oder eine Montage von Meer und Schiffen abwechselnd mit den Künstlern selbst. So konnte man auch die Leidenschaft und Hingabe sehen, die sich auf den Gesichtern der Musiker abzeichnete.
Diese Leidenschaft übertrug sich augenblicklich auf das Publikum – schon beim dritten Lied „Was Du liebst“ standen fast alle der Zuschauer in der recht gut gefüllten Festhalle. Mit einer Geschichte, die zwischendurch immer wieder kurz erzählt wurde riß Björn Both (Gitarre, Gesang), Axel Stosberg (Percussion, Mundharmonika, Gesang), Peter David Sage (Violine, Gesang) und Hans-Timm Hinrichsen (Gitarre, Gesang) ihre Fans mit.
Aber auch ernste Themen verstand die Band anzusprechen und mit ihren Liedern zu verknüpfen: So sprach Björn Both mit Corona, dem Klimawandel und dem Ukraine-Krieg die großen, aktuellen Themen unserer Zeit an. Die Worte „Der Mensch hat viel gewusst, aber nichts verstanden“ regten gerade mit Blick auf die Zukunft zum Nachdenken an.
Vielleicht schaffte es Santiano deswegen so gut, ihr Publikum mitzureißen: Jedes Lied konnte als eine Metapher für das echte Leben gesehen werden, das sich oft wie die stürmische See anfühlt, in der man ohne ein Ziel vor Augen dahintreibt oder, im Gegenteil, bei einer Flaute stil steht. Die Band sendete deshalb eine ermutigende Botschaft mit „Steh auf“.
Nicht nur raue, wilde Shantys machten Santiano aus, die Jungs konnten auch sanft und gefühlvoll: „Ein Leben lang“ trieb dem ein oder anderen die Tränen in die Augen. Mit „An’t Enn von de Welt“ unterstrich Santiano, wie wichtig es ist, das man jemanden hat, der einen an der Hand nimmt und Kraft gibt, wenn man selbst nicht weiter weiß. Auch die Frage: Wer wollen wir gewesen sein, im Hinblick auf unsere Enkelkinder stellte Björn in den Raum mit der Bitte, diese Frage mit nach Hause zu nehmen.
Nach einem besinnlichen, nachdenklich machenden Mittelteil ging es rockig weiter. Die Band spielte ihre Evergreens wie „Santiano“, „Mädchen von Haithabu“ oder „Es gibt nur Wasser“, bei denen jeder noch einmal mitgezogen wurde.
Am Ende ist schwer zu sagen, wer an diesem Abend mehr Spaß hatte, die Band oder das Publikum. Durch die Kombination von großartiger Musik mit einem tollen Bühnenbild und nachdenklich machenden Worten wird die Show sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
Setlist
Wenn die Kälte kommt//Was du liebst//Salz auf unserer Haut//Land of Green//Nichts als Horizonte//Heaven Ho//Könnt ihr mich hören//Liekedeeler//Graubart//Lange her//An’t Enn von de Welt//Ein Leben lang//Steh auf//Nicht umsonst gelebt//Garten Eden//Ich bring dich heim//Lieder der Freiheit//Hooray for Whiskey//Der Alte und das Meer//Wellerman//Mädchen von Haitabu//Gott muss ein Seemann sein//Wir für Euch und Ihr für uns//Santiano//Auf nach Californio//Es gibt nur Wasser//Hoch im Norden//Diggy Liggy Lo